Mittwoch, 05.08.2020 Autor: Christoph Exner
„Habe mich als Botschafter Harzburgs gesehen“
16 Jahre ist seine Wanderung in Bad Harzburgs Partnerstadt her, Heinrich Nettelmanns Erinnerungen sind noch immer frisch – auch wenn sich der 81-Jährige für seinen Bericht sicherheitshalber ein paar Notizen gemacht hatte. Foto: Exner
Bad Harzburg. Lange musste die Deutsch-Französische Gesellschaft Bad Harzburg (DFG) warten, so wie auch viele andere Vereine, ehe sich ihre Mitglieder nach der coronabedingten Pause wieder treffen konnten. Am Dienstag war es jetzt so weit: Zum Cercle Francaise kam man im Hotel Braunschweiger Hof zusammen.
Doch das Virus ist noch immer da – und das Halten von Vorträgen, die normalerweise zu jedem Cercle gehören – ist in Niedersachsen noch immer untersagt. Gast Heinrich Nettelmann war deshalb zum Treffen gekommen, um „zu plaudern“, wie Vorstandsmitglied Hans Kolmsee es nannte.
Und Nettelmann plauderte über seine Reise in Bad Harzburgs französische Partnerstadt Port-Louis. Die hat der in der vergangenen Woche 81 Jahre alt gewordene Kur-städter einst auf ganz besondere Weise gemacht: Im Sommer 2004 lief er die rund 1900 Kilometer weite Strecke zu Fuß. Dabei erlebte Nettelmann zahlreiche Geschichten, von denen er beim Cercle die eine oder andere erzählte. Ursprünglich sollte das die Einstimmung auf die Fahrt nach Port-Louis werden, die von der DFG und ihren französischen Partnern jedoch bekanntlich hatte abgesagt werden müssen.
Neue Bekanntschaften
Vom Harz ging es für Nettelmann vor 16 Jahren über Westerwald und Eifel nach Luxemburg und Belgien, dann weiter über Sedan, an Paris vorbei und dann bis in die Bretagne. „Ich habe mich stets als Botschafter Bad Harzburgs gesehen“, erzählt Nettelmann heute. Im Gepäck hatte er damals einen Wimpel der DFG.
Seine Quartiere wählte der Wanderer ganz bescheiden: Immer wenn es möglich war, schlief er bei Privatleuten, ansonsten in Jugendherbergen. Dabei machte er viele neue Bekanntschaften, wie er sagt. Etwa den Franzosen Christophe, der ihm gezeigt habe, wie der Brie-Käse korrekt zu schneiden sei und ihm zum Abschied den Radetzky-Marsch gespielt habe. Oder den Barkeeper in einem Ort in der Champagne, der ihn herzlich umarmt habe, als die beiden sich über die Schrecken des Krieges unterhielten.
Nettelmann berichtete heiter, stets mit einem Schmunzeln. Von einer Bürgermeisterwahl, in die er als – nicht ganz ernst gemeint – „Observateur allemand“ („Deutscher Aufpasser“) hineingeriet, und vom gemeinsamen Fußballschauen mit den Franzosen, die begeistert gewesen seien, dass er viele der französischen Spieler kannte.
Für nicht alle von Nettelmanns Anekdoten war am Dienstag Zeit. Aus diesem Grund soll der 81-Jährige noch ein zweites Mal beim Cercle zu Gast sein. Wann das genau sein wird, steht aufgrund der aktuellen Umstände noch nicht fest. Angepeilt ist allerdings der Dezember.