Erasmus – Programm

Erasmus – Programm

Das Erasmus-Programm ist ein Förderprogramm der Europäischen Union. Sein Name erinnert an Erasmus von Rotterdam, einen europäisch gebildeten Humanisten der Renaissance. Es wurde zum weltweit größten Förderprogramm von Auslandsaufenthalten an Universitäten, über Europa hinaus erweitert seit dem Jahr 2003 durch das Zusatzprogramm Erasmus Mundus, und finanzierte bis dahin in seinen ersten rund 15 Jahren etwa 1 Million Stipendien. Das Programm feierte 2017 sein 30-jähriges Bestehen, innerhalb derer insgesamt rund 4,4 Mio. Studierende unterstützt wurden, davon rund 650.000 aus Deutschland. Für andere Zielgruppen folgte beispielsweise Erasmus für Jungunternehmer. Seit dem Jahr 2014 ist Erasmus mit anderen Programmen zu Erasmus+ verschmolzen.

Geschichte und Aufbau
Der Name des Programms entstand als Akronym von EuRopean Community Action Scheme for the Mobility of University Students. Gegründet wurde es aufgrund der Initiative der italienischen Erziehungswissenschaftlerin Sofia Corradi durch den Beschluss 87/327/EWG des Rats der Europäischen Union am 15. Juni 1987.
An dem Programm nehmen alle 27 Mitgliedsstaaten der EU sowie fünf weitere europäische Länder (Norwegen, Island, Liechtenstein, Schweiz, Türkei) teil, wobei die Schweiz 2014/15 wegen der Nichtunterzeichnung des Personenfreizügigkeitsabkommens mit dem EU-Neumitglied Kroatien in Folge der angenommenen Masseneinwanderungsinitiative vom Mitgliedsland auf den Status eines Partnerlandes zurückgestuft wurde. Überarbeitet wurde das Programm durch die Beschlüsse 89/663/EWG und 819/95/EG.
Es ist Teil des EU-Programms für Lebenslanges Lernen (Laufzeit 2007–2013, davor von 1994 bis 2006 als Sokrates-Programm bezeichnet), das neben Hochschulbildung auch Schul-, Berufs- und Erwachsenenbildung fördert. Im Studienjahr 2008/2009 nahmen europaweit 198.523 Studenten an dem Programm teil. Im Studienjahr 2009/2010 wurden bereits 213.000 Studenten gefördert, was einen Anstieg um 7,4 % gegenüber dem Vorjahr bedeutete.
Zentrale Bestandteile sind die Anerkennung von Studienleistungen im Ausland anhand des European Credit Transfer Systems (ECTS) und die finanzielle Unterstützung von Austauschstudenten. Es können Studienaufenthalte, Auslandspraktika im Rahmen des Studiums, Lehraufenthalte sowie Fortbildung von allgemeinem Hochschulpersonal gefördert werden. Das Erasmus-Programm steht allen Studenten offen, die an einer teilnehmenden Hochschule regulär studieren. Entsprechendes gilt für das Lehr- und Verwaltungspersonal. Voraussetzung ist allerdings, dass die entsendende und die aufnehmende Hochschule ein entsprechendes bilaterales Abkommen haben. Auch benötigen alle Hochschulen, die im Rahmen des Erasmus-Programms aktiv werden wollen, eine sog. Erasmus University Charter (Erasmus-Hochschulcharta).
Im Unterprogramm Erasmus Mundus wird u. a. die Entwicklung gemeinsamer Master- und Doktoratsprogramme durch mehrere Hochschulen gefördert.

Finanzierung
Das Gesamtbudget des Programms beträgt etwa jährlich 450 Millionen Euro aus dem Haushalt der EU, der wiederum durch die Beiträge der Mitgliedsländer finanziert wird. Die Programmmittel werden anteilig nach den jeweiligen nationalen Studentenzahlen über die Nationalen Agenturen den teilnehmenden Hochschulen auf deren Anträge zur Verfügung gestellt. Für Deutschland ist der DAAD, für Österreich die Österreichische Austauschdienst-Gesellschaft (OeAD-GmbH) und für die Schweiz die CH-Stiftung in Solothurn zuständig. Hochschulen und nationale Agenturen haben bei der Ausgestaltung der Finanzierung der Austausche und Maßnahmen einen geringen Gestaltungsspielraum. Für Deutschland betrug der normale Mobilitätszuschuss zuletzt etwa 200 Euro pro Person und Monat. Studenten mit besonderem Bedarf (etwa Behinderte) können dabei erheblich mehr bewilligt bekommen. Dieser Betrag hängt jedoch ab von der Anzahl der Erasmusstudenten in jedem Jahr. Die Hochschulen informieren auf Ihren Webseiten über die voraussichtliche Höhe und die Modalitäten (Raten) der Auszahlung.

Sonstiges
Die Teilnehmer der ERASMUS-Programme gehen laut einer europaweiten Umfrage etwa doppelt so häufig Lebensbeziehungen mit ausländischen Partnern ein (27 %) wie Studenten ohne Auslandsaufenthalte (13 %). Weiterhin liegt die Arbeitslosenquote bei Erasmus-Studenten fünf Jahre nach dem Abschluss um 23 Prozent niedriger.
Die beliebtesten Zielländer für deutsche Studierende sind Spanien, Frankreich, Großbritannien, Schweden und die Türkei.
Seit 2014 werden die Programme für Lebenslanges Lernen unter dem Oberbegriff Erasmus+ (auch: Erasmus Plus) gebündelt. Hierzu gehören nun auch Programme der schulischen und beruflichen Bildung sowie Jugend in Aktion. Im Jahr 2017 studierten 6.432 Deutsche in Frankreich.

Brexit
Das Vereinigte Königreich hat mit 31.01.2020 die EU verlassen und ist rechtlich kein Mitglied der Europäischen Union mehr. Das Austrittsabkommen sieht jedoch die uneingeschränkte Teilnahme des Vereinigten Königreichs am laufenden Programm Erasmus+ 2014-2020 vor.
Das bedeutet für Menschen und Einrichtungen aus der EU:
Alle bis einschließlich 2020 genehmigten Erasmus+ Projekte, an denen eine britische Organisation beteiligt ist, oder von einer solchen als Lead-Partner geführt werden, können ihre Aktivitäten während der gesamten Projektdauer wie gewohnt bis zum geplanten Projektende (auch über den 31.12.2020 hinaus) durchführen.
Erasmus+ Mobilität ins Vereinigte Königreich und aus dem Vereinigten Königreich ist weiterhin ohne Einschränkungen möglich.
Ab dem 1. Jänner 2021 wird das Vereinigte Königreich für den Zugang zu EU-Programmen, einschließlich Erasmus+, als Drittland behandelt. Die mögliche Teilnahme des Vereinigten Königreichs an Erasmus+ nach 2020 hängt vom Ergebnis der Gesamtverhandlungen über die künftigen Beziehungen zwischen den beiden Parteien ab.

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