Gespannt schauten sich die Mitglieder der Deutsch-Französischen-Gesellschaft Bad Harzburg (DFG) vor den Toren der Schlosskapelle in Liebenburg um. Der international bekannte und vielfach ausgezeichnete Künstler Gerd Winner hatte sich bereit erklärt, der Gruppe die Kirche und einige seiner Stahlskulpturen im Schlosspark zu erklären. Und natürlich wollten die Besucher Gerd Winner kennenlernen.
Gerd Winner begann seinen Vortrag beantwortete zunächst mit der Frage: „Warum bin ich in Liebenburg geblieben? Nach Aufenthalten u.a. in Paris, London, New York, Los Angeles hatte er 1975 einen Lehrstuhl für Malerei und Grafik an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in München erhalten. Dort hätte man es gern gesehen, wenn er den Mittelpunkt seines Schaffens dorthin verlegt hätte. Was ihn seit 2002 in Liebenburg hielt, war, so seine Worte, „die gewachsene Spiritualität des Hauses“: „Es ist ungewöhnlich, in einem Gotteshaus zu arbeiten“. Das habe ihn geprägt und verändert. Im Laufe der Jahre baute er es um – „ein Wagnis“, wie er kommentierte.
Den zweiten Teil seiner Ausführungen widmete Gerd Winner der Erläuterung des Altarbildes, das „Mariä Verkündigung“ darstellt und weite Zeiträume, angefangen bei Adam und Eva, umfasst. „Gott kennt keine Zeit“, verdeutlichte er anhand der Darstellungen. „Ohne die Erläuterungen hätten wir die Details nicht gesehen“, waren sich die Teilnehmer der DFG einig.
Im dritten Teil ging er auf die „Straße des Friedens“ ein, die von Paris bis nach Moskau führt. Der Plan hierfür wurde von Otto Freundlich in den 30ger Jahren entwickelt. Zwei Symposien in Österreich und im Saarland waren es, in denen zahlreiche Künstler, nicht zuletzt Leo Kornbrust, die Idee weiter entwickelten, den Betrachtern die Bedeutung des Friedens nahezubringen. Sie wurde, nicht zuletzt durch Winner, auch nach Salzgitter gebracht, wo im Skulpturenweg viele Werke besichtigt werden können.
Nach der Einführung in der Kirche führte der Künstler die Gruppe der DFG in den Schlosspark:
„Kunstwerke sind nicht nur zu schaffen, sondern auch zu betreuen und zu „begreifen“, d.h., sie anzufassen. Im einzelnen erläuterte er den Bad Harzburgen die vielfache Symbolik von verschiedenen Skulpturen und deren Verbindung mit der Natur, die sich ändernde Wirkung je nach Lichteinfall und Jahreszeiten. Abschließend ging er auf die Geschichte von drei aufgerichteten gezackten Steinscheiben aus Bergen-Belsen und die damit verbundene Mahnung ein. „Die Skulpturen bekommen eine ganz andere Wirkung, wenn sie erklärt werden“, kommentierte Hans Kolmsee, Vizepräsident der DFG, „dadurch erschließen sie sich dem Betrachter.“ „Eine Bereicherung für uns alle“, kommentierte die DFG-Präsidentin Katharina Killait das Gehörte und Gesehene. Und Dr. Burkhard Budde, durch dessen Vermittlung der Besuch zu Stande gekommen war, fasste zusammen: „ Der Betrachter muss die Botschaft angesichts von Konflikten und anderen Herausforderungen immer wieder neu entschlüsseln. Und der Künstler kann mit seiner Kunst dabei helfen – ohne pädagogischen Zeigefinger, wohl aber mit spirituellem Fingerzeig.“
Katharina Killait