Karneval: So feiert Frankreich!

Karneval: So feiert Frankreich!

Auch Frankreich feiert Karneval (frz. „carnaval“) – doch ganz anders als wir. Im Hexagon dauert das Narrentreiben nicht nur bis Aschermittwoch (frz. „mercredi des cendres“), sondern mitunter noch weit in die Fastenzeit hinein.
Den Höhepunkt bildet der Mardi Gras, der fette Dienstag. Der Karnevalsdienstag ist der letzte Tag vor der Fastenzeit. Und das wird, obgleich immer weniger gefastet wird, besonders ausgelassen gefeiert und genossen.
Immer dazu gehören Crêpes und dünne Krapfen, „bugnes“ – im Südwesten heißen sie „merveilles“, in der Provence „oreillettes“. Napoleon war das närrische Treiben suspekt. Er ließ die Feiern verbieten, weil er Revolutionen fürchtete.
Heute markiert Karneval die einzige Zeit, wo ihr in Frankreich euer Gesicht verstecken dürft. Das restliche Jahr gilt ein Verhüllungsverbot.

Karneval in Frankreich: die schönsten Feste

Albi (8.– 23. Februar 2020)

Seit dem Mittelalter feiert die Albi im Tarntal Karneval mit zwei großen Umzügen. Dabei ziehen die Karnevalswagen mit riesigen Puppen aus Papiermaché beim Défilé „Rire & Dérizion“ an den Sonntagen durch die Innenstadt.

Castres (6.,7., 8. März 2020)
40 Kilometer östlich von Toulouse kann man sich Mitte März wie in Venedig fühlen. Dann feiert Castres ein Wochenende lang seinen Carnaval Vénitien!
Die kleine Stadt, in der 1901 mit Jean Jaurès der Gründer der Parti Socialiste geboren wurde, wird vom Agout durchflossen – und nennt sich daher stolz „Venedig des Tarn“. Zum Karneval reisen daher auch stets Maskierte aus Venedig an.

Dunkerque (11. Januar – 29. März 2020)
Dunkerque (Dünkirchen) gehört mit Le Portel und Bailleul zu den Karnevalshochburgen in Nordfrankreich. Obgleich er erst 1988 wiederbelebt wurde, ist der Carnaval de Dunkerque heute ein riesiges Spektakel. Drei Monate lang füllt er alle Straßen und Plätze der Innenstadt mit Menschen. Stets angeführt von einem Tambourmajor in der alten Uniform der Grenadiere ziehen die Karnevalisten (carnavaleux) in vielen Umzügen durch die Hafenstadt am Ärmelkanal. Den Höhepunkt des Karnevals bildet der „jet de harengs“: Bürgermeister und Stadträte werfen vom Balkon des Rathauses Heringe auf die Menschenmenge: Fischmarkt-Flair beim Fasching! Der Heringswurf erinnert an die Ursprünge des närrischen Treibens, das im Januar 1676 erstmals erwähnt wurde. Damals war Dunkerque ein wichtiger Hafen der Kabeljau-Fischer. Bevor wieder die gefährliche Fahrt in die Fanggründe vor Island begann, feierten die Seeleute den letzten Tag vor der neuen Fangsaison mit einem Festessen (Foye) und erhielten die Hälfte ihrer Heuer als Handgeld. Aus der Foye entstand die „Visschersbende“ . Sie wurde an drei Tagen – Rosenmontag bis Aschermittwoch – gefeiert. Bis heute heißen sie die 3 Joyeuses. Eine Besonderheit des Dunkerquerker Karneval sind die Schirme an hohen Stücken, die die Maskierten tragen.

Limoux (19. Januar – 29. März 2020)
Den mit mehr als drei Monaten „längsten Karneval der Welt“ feiert seit mehr 400 Jahren Limoux im Süden von Carcassonne. Als einziger Karneval des Landes gehört er seit 2012 zum immateriellen Welterbe der UNESCO. Was ihr hier erleben könnt, ist wirklich einmalig. An allen Wochenenden, am Karnevalsdienstag, Aschermittwoch und zum Mi-Carême ziehen „Fecos“ und „Goudils“ geheimnisvoll maskiert durch die Straßen. Einige tragen weiße Gesichtsmasken („careta“) oder Pierrotkostüme, andere haben geschwärzte Gesichter oder verstecken sich in kunstvollen, kunterbunten Kostümen.
Bei den Paraden in Limoux ziehen die Teilnehmer in Pierrotkostümen und mit geheimnisvoll anmutenden Masken durch die Stadt. Die Umzüge behandeln lokale Ereignisse aus Politik und Sport. Der Karneval in Limoux geht Ende März mit der „Nuit de la Blanquette“ und dem Verbrennen des Karnevalskönigs zu Ende. Nach drei Monaten beendet der Karnevalkönig bei der Nuit de la Blanquette den Schabernack und lässt die Strohpuppe, die stellvertretend für die Sünden der Stadtbewohner durch die Straßen getragen worden war, hängen oder verbrennen. Dabei fließt natürlich auch die Blanquette, der Schaumwein der Stadt, in Strömen.

Martinique (23.-26. Februar 2020)
Farbenfroh und voller Karibikflair ist der berühmteste Karneval der Antillen. Ursprünglich wurde er in Saint-Pierre gefeiert. Nach der Zerstörung der Stadt durch den Vulkanausbruch der Montagne Pelée im Jahr 1902 wurde er aber nach Fort-de-France verlagert. Vaval, der König des Karnevals, führt die Umzüge durch die Straßen der Hauptstadt an. Ihm folgen die „bwabwas“ (Marionetten aus Holz), die „Mariyann la po g“ (Kostümierte in getrockneten Bananenblättern), die „Nèg gwo siwo“, die ihren Körper mit Sirup und Honig bestrichen haben, die teuflischen „Les Diablesses“, die als Verführerinnen jeden Mann in den Tod treiben, und schließlich die roten Teufel mit ihren afrikanischen Masken.

Nizza (16. Februar – 2. März 2020)

Nicht mitmachen, sondern zugucken: Der Karneval von Nizza ist kein Volksfest in Masken, sondern eine von der Office de Tourisme generalstabsmäßig geplante Megaschau mit Paraden, Umzügen und Blumenkorso, die ihr stehend oder von den Sitzplätzen der Tribüne in gebührender Distanz verfolgen könnt. Bereits 1294 wurde der Karneval erstmals erwähnt. Charles d’Anou, Graf der Provence, berichtete damals von „fröhlichen Karnevalstagen“ in der Stadt. Tanzbälle, Kostümfeste, provenzalische Volkstänze prägten damals das Programm, und sich sauf Kosten aller über alles und jeden lustig zu machen, war Thema. Masken und Verkleidungen unterstützten diese freie Meinungsäußerung. Inszenierte Shows:
In der Belle Epoque, die aus „bessere Gesellschaft“ aus dem In- und Ausland anlockte, wandelte sich das Volksfest zur Show. 1873 erhielt der Karneval ein Festkomitee, das die Karnevalszüge, Festwagenzeichner, kostenpflichtige Tribünen und eine strukturierte Inszenierung einführten. Drei Jahre später folgten die Blumen-Corsi auf der Promenade des Anglais.
Erfunden wurden sie von Andriot Saëtone – als Antwort für die damalige Tradition, beim Karnevalszug Eier und Mehl in die Menge zu werfen. Dieser Brauch passte nicht zur feinen Gesellschaft von Nizza. Anfangs nur ein schlichter Blumentausch, sind die Corsi heute die Kür der örtlichen Floristen. 72 Stunden vor jeder Schlacht werden 3000 Blumen pro Wagen akribisch zur Meisterwerken gesteckt: 50.000 Blumen und fünf Tonnen Mimosen für jeden Umzug! 18 Models werfen von den Festwagen die Blumengrüße ins Publikum. 2019 dreht sich beim Karneval in Nizza alles um den „König des Kinos“ – denn 2019 feiert Nizza das 100-jährige Bestehen der Studios de la Victorine. Die Gründung der Studios hatte 1919 zum Ziel, ein europäisches Hollywood in Nizza zu gründen. Hitchcock, Renoir, Truffaut und andere große Regisseure ließen dort ihre Kamera laufen. Tags ist der Umzug schon beeindruckend, nachts durch die Lichteffekt ein schlicht grandioses Spektakel. Den Karneval ergänzt ein prall gefülltes Programm, das sich auch auf die Stadtteile erstreckt. Bei der Socca Party am 18. und 25. Februar ab 11 Uhr im Jardin Albert 1er die örtliche Spezialität Socca probieren. Das Rezept für den schmackhaften und preisgünstigen Fladen aus Kichererbsenmehl finden sie unter: https://www.kochbar.de/rezept/489512/Kichererbsenfladen-la-Socca.html. Wichtig: Alle Karnevalszüge und Blumenschlachten finden innerhalb eines vollständig gesicherten und geschlossenen Geländes statt. Der Zugweg verläuft rund um die Paillon-Promenade (Place Masséna, Avenue Max Gallo – frühere Avenue des Phocéens – Promenade des Anglais und Avenue de Verdun). Die Tribünen findet ihr der Place Masséna. Stehplätzen gibt es in zwei Zonen – Zone A (Place Masséna), Zone B rund um den Jardin Albert 1er. Für Tribünen- und Stehplätze benötigte ihr Eintrittskarten; Kinder unter fünf Jahren eine kostenlose Kinderkarte („ticket enfant gratuit“). An allen Eingängen erfolgen Kontrollen mit Sicherheitsschleusen. Man muss Taschen oder Rücksäcke, Jacken und Mändel öffnen und man wird mitunter kurz abgetastet. Seid daher mindestens eine Stunde vorher vor Ort! Auf nice.fr und nicecarnaval.com werden der Karnevalszug mit Beleuchtung und der Karnevalszug mit der Parada Nissarda live übertragen!

Paris (23. Februar 2020)
Auch die Hauptstadt feiert seit 1997 wieder Karneval. Ein Verein hatet den Carnaval de Paris damals neu belebt. Er beginnt mit einer Parade, die vor dem Rathaus des 20. Arrondissements auf der Place Gambetta startet. Der Umzug ist so farbenfroh wie laut – mit riesigen Marionetten, Kapellen und Trommlern aus Südamerika. Exakt einen Monat später, am 18. März, folgt der Carnaval des Femmes und die Fête des Reines des Blanchisseuses zum Mi-Carême. Der Tag in der Mitte der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern ist eine typisch französische Besonderheit. Er erlaubte, eine kurze Pause zu machen von der Fastenzeit – und die von Mardi Gras übrig gebliebenen Eier beim Backen von Crêpes zu verwerten. Auch Umzüge gab es damals an diesem Tag. Diesmal jedoch als cavalcades, als Parade zu Pferde, für die die örtliche Wäscherein zur Mi-Carême-Königin erhoben wurde.

Nizza (16. Februar – 2. März 2020)
Alemannische Guggenmusiker, Sambatänzer und China-Drachen: Der Karneval in Straßburg ist keine Traditionsveranstaltung, sondern entstand erst 1995 – als Mix der Karnevalsbräuche aus der ganzen Welt. Exakt um 14.11 Uhr beginnt am Parc de l’Etoile die Parade der 13 „bidolos“ (Karnevalswagen), Musikgruppen und Maskierten, die auf zwei Kilometer Länge die Innenstadt durchquert. Über die Rue de la Brigade Alsace Lorraine, Place d’Austerlitz, Rue des Orphelins, die Rue de Zurich, Quai des Pêcheurs, Avenue de la Marseillaise und Aavenue de la Liberté erreicht der Umzug gegen 16 Uhr die Place de l’Université.

Toulouse (28. März 2020)
20 Jahre lang fehlte er, seit 2011 wird er wieder groß gefeiert: Der Carnaval de Toulouse hat sich binnen weniger Jahre zu einem der größten Faschingsfeste Frankreichs entwickelt. Mehr als 80.000 Zuschauer lockt alljährlich das dreistündige Défilé mit 1500 Maskierten, Straßenkunst und Dutzenden Karnevalswagen, die mehr als zwei Tonnen Confetti ins Volk werfen.

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